Verein: Presse
Berliner Woche vom 05.05.2004
Rote Glut für Biesdorfs Kleinod
In Schönermark entstehen Ziergitter fürs Schloss
Biesdorf. Die letzten Details für die Ostseite des Biesdorfer Schlosses entstehen in einer kleinen Kunstgießerei in Schönermark bei Kyritz.
Aus alten Fotos und den Erfahrungen der Steinbildhauerwerkstatt Hoferick in Weißensee entstanden die Modelle für das Ziergitter an der Terrasse zum Park. Ende April wurden die ersten Arbeiten aus Bronze fertig.
Glühende Hitze herrscht in der kleinen Gießerei. Alle Fenster und Türen sind geschlossen. "Das muss so sein, denn die glühende Bronze würde sofort oxydieren", erklärt Horst Borchardt. Funken sprühen, als er mit einem Gesellen die Gießpfanne aus dem Ofen holt. Zwei Stunden hat es gedauert, bis aus den Bronze-Barren diese rote Glut wurde. Schlagartige steigt die Temperatur, Asche und Staub wirbeln durch die Luft, mit 1200 Grad Celsius wird die Bronze für die Ziergitter am Schloss Biesdorf in die vorbereiteten Formen gegossen. 300 Kilogramm rotglühender Masse bewegen die beiden Männer an einem Kran durch die Halle. Für zwei Gussformen reicht, was sie in den vergangenen Stunden geschmolzen haben. Für ein Gitter von 1,60 Meter müssen 18 Einzelteile gegossen werden. Längere Gitter sind in 31 Teile zerlegt.
Es dauert Stunden, bevor die Formen abgekühlt sind und die Stücke aus dem Sand herausgeklopft werden können. Bei solchen feinen Arbeiten entsteht durch die vielen Luftkanäle sehr viel Abfall, nur ein kleiner Teil der 200 Kilogramm Bronze ist wirklich zum Schmuckstück geworden. Aber die Reste werden beim nächsten Mal wieder eingeschmolzen. Es sind viele Arbeitsschritte notwendig, bevor ein fertiges Teil seine Reise nach Biesdorf antreten kann. Jetzt werden die Teile wieder zusammengesetzt und verschweißt. Die Kunstfertigkeit des Gießers besteht darin, dass die Schweißnähte so bearbeitet werden, dass sie anschließend nicht mehr zu sehen sind.
Damit nähert sich der zweite Bauabschnitt am Biesdorfer Schloss seinem Ende. Der feierlichen Eröffnung der neuen Freitreppe zum Schlosspark steht nichts mehr im Wege. Am 8. Mai zum Blütenfest wird die Ostseite übergeben. KT
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