Stiftung OST-WEST-BEGNUNGSSTÄTTE Schloss Biesdorf e.V.
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Stiftung OST-WEST-BEGEGNUNGSSTÄTTE Schloss Biesdorf e.V.

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Verein: Presse

Berliner Zeitung, 17.07.2003

Das Präsidenten-Quartett
Wo soll Johannes Rau hin, wenn Schloss Bellevue saniert wird?
Wir haben einige Vorschläge

Von Felix Zimmermann

Das Problem ist klar: Der Bundespräsident sucht eine Unterkunft, nicht für sich und seine Familie, sondern für Empfänge, Gespräche und andere Anlässe. Im derzeitigen Amtssitz Schloss Bellevue fällt öfter mal das Licht aus, was peinlich ist, wenn gerade ein Staatsgast zum Galadiner da ist. Gas-, Wasser- und Stromleitungen sind marode, Schloss Bellevue muss dringend saniert werden. Ab Mitte kommenden Jahres also muss der Bundespräsident das herrschaftliche Gebäude im Tiergarten für rund anderthalb Jahre verlassen. Nur wohin? Zunächst lag Schloss Schönhausen in Pankow gut im Rennen. Das freute einige Pankower Bürger so sehr, dass sie Johannes Rau überschwängliche Briefe schrieben. Sie konnten ihn kaum erwarten.

Dann hieß es plötzlich, Schönhausen könne doch nicht als Ausweichquartier genutzt werden: Im Dachstuhl waren hohe Konzentrationen gesundheitsschädlicher Holzschutzmittel festgestellt worden. Statt der Sanierung einzelner Zimmer und der Schlossfassade müsse das Schloss nun umfangreich saniert werden, das dauere und sei viel teurer als die vorgesehenen 2,4 Millionen Euro, teilte das Bundespräsidialamt mit. Pankows Bürgermeister Burkhard Kleinert (PDS) wunderte sich, weil bis dahin nie von der Schadstoffbelastung die Rede gewesen war. Und Johannes Rau bedauerte - er wäre gerne zu den Pankowern gekommen, wo sie ihn doch schon so freundlich willkommen geheißen hatten.

Nun ging die Suche wieder los: Mit dem ehemaligen Staatsratsgebäude wurde geliebäugelt, aber dort soll die European School of Management and Technology einziehen - just zu dem Zeitpunkt, wenn in Schloss Bellevue die Kisten gepackt werden müssen. Kurz stand das Gästehaus des Auswärtigen Amtes zur Debatte, dann war das Kronprinzenpalais Unter den Linden heißer Favorit. Diesen Plan machte wiederum der Haushaltsausschuss des Deutschen Bundestages zunichte: Die notwendigen 5,5 Millionen Euro zur präsidialtauglichen Aufrüstung wollten sie nicht ohne weiteres hergeben. Erst nach der Sommerpause soll geklärt werden, ob Schloss Schönhausen wirklich grundsaniert werden muss.

Es scheint kompliziert zu sein, für den höchsten Mann im Staate eine Bleibe zu finden: Einigermaßen repräsentativ sollte sie sein, nah am derzeitigen Amtssitz und Platz bieten für 20 bis 300 Personen. Wir haben uns ein bisschen umgeguckt, haben Karten gewälzt und fachkundige Leute befragt: Wo kann er hin, der Präsident?

Gefunden haben wir einiges, denn es ist ja wirklich nicht so, dass es an tauglichen Orten in Berlin mangeln würde: Je nach Anlass kann sich Kartenspieler Rau (oder der zuständige Sachbearbeiter im Bundespräsidialamt) mit Hilfe der nebenstehenden Spielkarten den passenden Ort aussuchen. Soll es intim-verträumt sein, sticht das Schlösschen auf der Pfaueninsel die anderen Kandidaten. Soll es hochklassig zugehen, ist das Konzerthaus Trumpf, wenn es nicht frei ist, liegt der Pei-Bau um die Ecke. Soll es schrill sein, sticht die Großraumdisco. Also: Viel Spaß beim Spielen!

FLUSSPFERDHAUS IM ZOO
Kapazität: 120 - 150 Leute.
Preis: 650 €/Std.
Baujahr: 1997-98.
Zustand: top.
Protzfaktor: ---.
Vorteil: Essen wie in der Savanne, Bulette und Ede gucken zu.
Nachteil: unangenehmer Geruch möglich.

BLZ / MAX LAUTENSCHLÄGER.

SCHLOSS PFAUENINSEL
Kapazität: sehr klein.
Preis: VB.
Baujahr: 1794-96.
Zustand: sanierungsbedürftig.
Protzfaktor: ---.
Vorteil: hier kann ordentlich gefeiert werden: keine Nachbarn.
Nachteil: leicht entflammbar: Wände sind nur aus Holz.

BLZ/MAX LAUTENSCHLÄGER.

PEI-BAU
Kapazität: bis 800 Leute.
Preis: VB.
Baujahr: 2003.
Zustand: top.
Protzfaktor: -----.
Vorteil: größtmögliche Transparenz durch Glas-Treppenhaus.
Nachteil: eins von Helmut Kohls Projekten für die Ewigkeit.

BLZ/MAX LAUTENSCHLÄGER.

SENATSGÄSTEHAUS
Kapazität: bis 300 Leute.
Preis: VB.
Baujahr: 1923.
Zustand: top.
Protzfaktor: ----.
Vorteil: steht für mind. 5,9 Mill. Euro zum Verkauf, riesiger Park.
Nachteil: riecht nach der maroden Stadt.

BLZ/PARWEZ MOHABAT.

CAFE MOSKAU
Kapazität: 430 Leute.
Preis: VB.
Baujahr: 1961-64.
Zustand: top.
Protzfaktor: ---.
Vorteil: Das WMF ist im Haus und kann mitgebucht werden.
Nachteil: könnte bei westlichen Gästen für Irritationen sorgen.

BLZ/GERD ENGELSMANN.

GROSSRAUMDISKO KONTRAST
Größe: 7.000 Leute.
Preis: VB.
Baujahr: 2000.
Zustand: top.
Protzfaktor: -.
Vorteil: ermöglicht Kontakte zur Umlandbevölkerung.
Nachteil: ermöglicht Kontakte zur Umlandbevölkerung.

BLZ/GERD ENGELSMANN.

SCHLOSS GLIENICKE
Kapazität: bis 100 Leute.
Preis: VB.
Baujahr: 1824-26.
Zustand: sanierungsbedürftig.
Protzfaktor: ---.
Vorteil: türkisfarbenes Schlafzimmer als romantische Rückzugsmöglichkeit.
Nachteil: liegt jwd.

BLZ/MAX LAUTENSCHLÄGER.

SCHLOSS CHARLOTTENBURG
Kapazität: 150 Leute (Orangerie).
Preis: VB.
Baujahr: ab 1695.
Zustand: sanierungsbedürftig.
Protzfaktor: -----.
Vorteil: tief im Westen, großer Park zum Lustwandeln.
Nachteil: tief im Westen, für Sanierung sind 40 Mio. Euro veranschlagt.

ZB/BERND SETTNIK.

TEMPODROM
Kapazität: bis 3.700 Leute.
Preis: VB.
Baujahr: 2000.
Zustand: top.
Protzfaktor: ---.
Vorteil: garantiert ökologisch-politisch korrekt.
Nachteil: wird wegen Schulden gerade verkauft.

BLZ/GERD ENGELSMANN.

MS BRASIL
Kapazität: ca. 300 Leute.
Preis: ab 2.500 €/Std. zzgl. MwSt.
Baujahr: 2003.
Zustand: top.
Protzfaktor: ---.
Vorteil: bei Heimweh kann man an Bellevue vorbeischippern.
Nachteil: Stellt sich Christina Rau auch in eine Kombüse?.

BLZ/PARWEZ MOHABAT.

U-BAHNHOF REICHSTAG
Kapazität: 1.500 Leute.
Preis: 1.500 - 2.500 €/Tag.
Baujahr: 2001.
Zustand: Provisorium.
Protzfaktor: ---.
Vorteil: mitten im Machtzentrum, kurze Wege für Polit-VIPs.
Nachteil: gleicht einer Baustelle, Toiletten müssen mitgebracht werden.

BLZ/GERD ENGELSMANN.

ESTREL CONVENTION HALL
Kapazität: bis 6.000 Leute.
Preis: 21.500 €/Tag zzgl. MwSt.
Baujahr: 1998-99.
Zustand: top.
Protzfaktor: --.
Vorteil: liegt erdig in Neukölln, Schlafplätze vorhanden.
Nachteil: Die Sonnenallee ist filmreif, aber nichts zum Wohlfühlen.

BLZ/MAX LAUTENSCHLÄGER.

SCHLOSS BIESDORF
Kapazität: bis 50 Leute.
Preis: VB.
Baujahr: 1868.
Zustand: außen pfui, innen hui.
Protzfaktor: -.
Vorteil: gilt als schönste Perle von Marzahn.
Nachteil: oft durch Biesdorfer Kaffeekränzchen ausgebucht.

BLZ/MAX LAUTENSCHLÄGER.

KONZERTHAUS
Kapazität: bis 1.400 Leute.
Preis: VB.
Baujahr: 1818-21.
Zustand: top.
Protzfaktor: -----.
Vorteil: zentral, edel, Schinkel.
Nachteil: Baustadträtin Dubrau muss gefragt werden, wenn der Gendarmenmarkt gebucht wird.

DDP/JOCHEN LÜBKE.

VILLA BORSIG
Kapazität: 250 Leute.
Preis: VB.
Baujahr: 1908-10.
Zustand: wird umgebaut.
Protzfaktor: ----.
Vorteil: herrlich gelegen am Tegeler See.
Nachteil: steht mitten in einer Baustelle.

DDP/FABIAN MATZERATH Der Bundespräsident beim Skatspiel. Noch.

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