Verein: Presse
Berliner Morgenpost, 06.05.2003
Schloss-Portikus restauriert
Bis zum Jahr 2007 soll die einstige Villa Siemens denkmalgerecht saniert sein
Noch lassen hohe Zäune nur spärliche Einblicke zu. Hinter dem Sperrholz wird fleißig gehämmert und geputzt. Doch Sonnabend ist es so weit: Nach sechsmonatigen Arbeiten wird sich der Portikus am Schloss Biesdorf in alter Schönheit präsentieren. Pünktlich zum Blütenfest kann das 1868 vom Königlichen Baurat Heino Schmieden - einem Partner von Martin Gropius - im Stil einer italienischen Turmvilla entworfene Gebäude wieder über das Portal an der Westseite betreten werden.
Damit ist die erste Phase der Restaurierung des einstigen Familiensitzes des Industriellen Werner Siemens (1816-1992), heute Bibliotheksstandort und soziokulturelles Zentrum, abgeschlossen. "Wir sind froh, dass sowohl der Zeit-, als auch der Geldrahmen eingehalten wurden", sagte Günter Peters von der Stiftung Ost-West-Begegnungsstätte Schloss Biesdorf. Dem erst 2001 gegründeten Verein gelang das, was der vorherige Hausherr, das Bezirksamt Marzahn-Hellersdorf, nicht vermochte: Geld aufzubringen, um den dramatischen Verfall des denkmalgeschützten Ensembles zu stoppen. 180 000 Euro - bereitgestellt von der Deutschen Stiftung Denkmalschutz, der Bundesstiftung Umwelt und dem Bezirk - kostet allein die vor dem Abschluss stehende Restaurierung des Portikus, einer imposanten, gut sechs Meter hohen Säulenhalle am Eingang des Hauses in Alt-Biesdorf 55.
Unter strengen Auflagen der Denkmalpfleger und schwierigen Witterungsbedingungen sind unter anderem zwölf Kapitelle, 160 Meter Gesims und 450 Quadratmeter Fassade erneuert worden. "Ein Problem war das Beseitigen der bis zu sechs Farb- und Putzschichten, die in den letzten 100 Jahren aufgetragen wurden", berichtet Bauleiter Raphael Abrell. Zu Tage trat ein in Berlin überaus seltener Putz aus rot eingefärbtem Romankalkmörtel. Für Stuckateur Constantin Feist war die Arbeit an der Siemens-Villa indes eine ganz besondere Herausforderung: "Da lernt man Arbeitstechniken, die in keinem Lehrbuch zu finden sind."
Bis 2007 will die Stiftung Ost-West-Begegnungsstätte das Schloss Biesdorf nach dem Bauzustand von 1906 restaurieren. Mindestens 1,5 Millionen Euro sind dafür erforderlich, die der Verein mit Hilfe von Denkmalpflege-Stiftungen und privaten Spendern zusammenbekommen will. Gesichert sind vorerst 200 000 Euro, die von Juli an für die Sanierung der Balkone und der Freitreppe auf der zum Park gerichteten Ostseite verwandt werden.
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