Verein: Presse
Pressemeldung 01/2003
Erste Baumaßnahmen am Schloss Biesdorf vor Vollendung
Jahresmitgliederversammlung der Stiftung OST-WEST-BEGEGNUNGSSTÄTTE Schloss Biesdorf e. V. zieht positive Bilanz, in den letzten Jahren wurden 1.139.000 € durch ehrenamtliches Engagement für den Erhalt des Schlosses aufgebracht.
Berlin Marzahn-Hellersdorf, 10.03.2003. Einen planmäßigen Arbeitsstand bei den Arbeiten am Portikus des Schlosses, ausgeglichene Finanzen und eine bemerkenswerte Bilanz bei der Einwerbung von Spenden und Fördermittel für die Rettung und den Wiederaufbau des Schloss Biesdorf konnte der Vorstandvorsitzende des Vereins Dr. Günter Peters in der kürzlich stattgefundenen Jahresmitgliederversammlung konstatieren. "Es ist uns gelungen, trotz manch widriger Begleitumstände den weiteren Verfall des Schlosses zu stoppen und entscheidende Schritte zur Sanierung einzuleiten", so die wesentliche Botschaft des Vereinschefs im Rechenschaftsbericht.
Seit dem 625jährigem Jubiläum von Biesdorf im Jahre 2001 bemühen sich der Heimatverein Marzahn-Hellersdorf, der Marzahn-Hellersdorfer Wirtschaftskreis, Ball e. V., weitere Vereine, Unternehmen und zahlreiche Bürger und Bürgerinnen des Bezirkes, um den baulichen Verfall des Schlosses zu stoppen. Durch die Initiative "Biesdorf braucht sein Schloss" konnten zunächst im Jahr 2001 Geld- und Sachspenden sowie Bauleistungen in Höhe von 77.000 € eingeworben werden, womit weiterer Schaden am Gebäude verhindert werden konnte.
Auch durch Ball e. V. - der Verein betreibt seit 1994 im Schloss Biesdorf ein Soziokulturelles Zentrum - wurden vielfältige Anstrengungen unternommen. Für die Unterhaltung und zur Gewährleistung einer vielfältigen öffentlichen Nutzung des Schlosses wurden im Zeitraum 1994 bis 31.01.2003 finanzielle Mittel im Sachkostenbereich in Höhe von 674.000 € bereitgestellt (darin sind keine Personalkosten enthalten), 310.000 Besucher wurden bei Veranstaltungen gezählt (eingerechnet sind nicht Besucher des Schlossparkes und der Freilichtbühne).
Um die Zukunft des Schlosses Biesdorf zu sichern, wurde am 06. September 2001 der Verein "Stiftung OST-WEST-BEGEGNUNGSSTÄTTE Schloss Biesdorf e. V." gegründet. Die Wiederherstellung des Schlosses in seiner historischen Gestalt und die Schaffung einer "Ost-West-Begegnungsstätte" wurden als grundlegende Zielsetzungen in der Vereinssatzung festgeschrieben. Der geschichtsträchtige und identifikationsstiftende Ort - Schloss im Park - soll somit eine neue Bestimmung erhalten, aber dennoch weiterhin für die öffentliche Nutzung zur Verfügung stehen.
Vor dem Hintergrund der aktuellen Finanzsituation im Land Berlin (Eigentümer des Schlosses) im Allgemeinen und dem Bezirk Marzahn-Hellersdorf (das Schloss befindet sich im Fachvermögen des Bezirkes) im Besonderen musste der Vereinsvorstand auch in Anbetracht des nötigen Finanzaufwandes zur Umsetzung des Gesamtvorhabens einschätzen, dass die ursprüngliche Zielsetzung kurzfristig nicht realisierbar ist.
Ein dauerhafter Erhalt des denkmalgeschützten Schlosses Biesdorf soll jetzt durch Grundinstandsetzung der vorhandenen Bausubstanz in den Jahren 2001 bis 2007 als Voraussetzung für die Möglichkeit eines künftigen Wiederaufbaues des im Zweiten Weltkrieg zerstörten Obergeschosses gewährleistet werden. Folgende Bauabschnitte werden nunmehr als realistisch eingeschätzt:
2002/2003-Portikus: |
Eingangsbereich mit allen Restaurierungsarbeiten, einschließlich eines farbliche Fassadenmusters; |
2003/2004-Ostseite: |
Osttreppe und Austritt (Altan) sowie Restaurierung der Ostloggien; |
2004/2005-Turm: |
Sanierung des oberen und mittleren Schlossturmes sowie Ausbau Ostseite; |
2005/2006-Südseite: |
Restaurierung der Loggien, Beseitigung der Schäden sowie Ausbau des Turmes; |
2006/2007-Westseite: |
Restaurierung der Westseite, Abbruch Nordseite, Ausbau Südseite; |
2007-Nordseite: |
Putz und Ausbau Nordseite, behindertengerechter Zugang. |
Damit stehen als vorrangige Aufgaben die Beseitigung des baulichen Verfalls durch Erhalt des Gebäudes, bei weiterer öffentlicher Nutzung, abschnittsweises Bauen und vorrangige Bauwerkssicherung künftig im Zentrum der Aktivitäten des Vereins.
Dem Vereinsvorstand ist es gelungen, über die Deutsche Stiftung Denkmalschutz und die Deutsche Bundesstiftung Umwelt insgesamt Zuwendungen in Höhe von 182.000 € einzuwerben, die BVV und das Bezirksamt Marzahn-Hellersdorf unterstützten diese Bemühungen. Damit konnte der erste Bauabschnitt - Portikus - in Angriff genommen werden. Die Fertigstellung ist zum diesjährigen Biesdorfer Blütenfest vorgesehen. Die Arbeiten werden 2003 auf der Ostseite fortgesetzt.
Mit den beschriebenen Maßnahmen wurde ein Signal des Aufbruchs für den Erhalt eines bedeutenden Denkmals aus der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts durch bisher ausschließlich private Initiativen gesetzt.
Umso unverständlicher ist für den Vorstand die Ausschreibung eines Interessenbekundungsverfahrens für die Kultureinrichtung Soziokulturelles Zentrum Schloss Biesdorf ohne Abstimmung oder vorherige Absprache mit dem aktuellen Betreiber Ball e. V. oder den Initiatoren der Stiftung. Den bekanntlich fehlgeschlagenen Bemühungen des Interessenbekundungsverfahrens aus dem Jahre 1998 (Sanierung über Verwertung) steht nunmehr der Einsatz von insgesamt 1.139.000 € gegenüber, die ausschließlich durch private Initiativen - wie beschrieben - im Interesse der Erhaltung des Schlosses aufgebracht wurden gegenüber. Unvermögen oder Missachtung des ehrenamtlichen Engagements ? - vom Bezirksamt werden nicht nur Antworten sondern klare Signale zur weiteren Zusammenarbeit erwartet.
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