Verein: Presse
Berliner Morgenpost, 14.05.2002
Geschichte und Zukunft auf einen Blick
Ausstellung informiert über das Schloss Biesdorf
Biesdorf - Wer eine Vorstellung bekommen möchte, wie das Schloss Biesdorf einmal aussah (und auch wieder aussehen könnte), hat noch in dieser Woche Gelegenheit dazu. Ein originalgetreues Modell im Maßstab 1:25 ist bis Pfingstmontag im großen Saal des Schlosses an der Straße Alt-Biesdorf 55 zu sehen. Es ist die Attraktion einer Ausstellung zur Geschichte und Zukunft des 1868 im Stile einer italienischen Turmvilla errichteten Bauwerkes.
Der Kontrast könnte nicht größer sein: Drinnen das schnieke Modell ganz in Gelb (bis zum Umbau 1890 hatte die Villa einen rötlichen Farbanstrich), draußen die Wirklichkeit in Grau und stark sanierungsbedürftig, weil von der Zerstörung zum Kriegsende im April 1945 nie wirklich erholt. Erst das Modell macht deutlich, dass das jetzige Schloss eigentlich eine Ruine ist: das komplette obere Stockwerk fehlt.
"Der Besucher kann sich ein Bild machen, und sieht draußen, was noch zu leisten ist", freut sich der Historiker Bernd Maether über diese Wirkung des Modells, das von Mitarbeitern der BUS gGmbH in nur vier Monaten hergestellt wurde. Dieser vom Land Berlin geförderte Freie Träger hat es sich zum Ziel gesetzt, bedeutende Gebäude der Region Berlin-Brandenburg naturgetreu nachzubilden. Vorgesehen ist, sie künftig in einem Modellpark auszustellen.
Bernd Maether hat in seiner neu erschienenen Publikation "Schloss Biesdorf" einen kurzen Abriss zur Geschichte des Hauses und des Landschaftsparks veröffentlicht. Akribisch stellt er die wechselvolle Geschichte des Schlosses dar: Als Villa für Hans Hermann von Rüxleben gebaut, wurde sie 1887 von der Familie Siemens und 1927 von Berlin gekauft.
Nach dem Krieg diente das Schloss als Feierhalle für gefallene Sowjetsoldaten, der Park war bis 1958 Notfriedhof. In den 60er-Jahren wurde das Schloss als Dorfklub genutzt, in den 70er-Jahren zum Kulturhaus umgebaut. Seit 1994 betreibt der Verein Ball e.V. dort ein sozialkulturelles Zentrum.
Über den Bauherren des Schlosses gibt es nach wie vor keine endgültige Klarheit, bedauert Maether. Allgemein wird angenommen, dass die Villa nach den Plänen des Königlichen Baurates Heino Schmieden errichtet wurde, der seit 1866 mit Martin Gropius assoziiert war. Allerdings existieren keine Baupläne.
Doch Maether ist entschlossen, dieses Geheimnis zu lüften: "Wir werden in den Siemens-Archiven forschen. Vielleicht gibt es Hinweise in den Tagebüchern." Die Broschüre ist reichlich bebildert und kann für 2,60 Euro gekauft werden. Für den Wiederaufbau des Schlosses engagiert sich die Stiftung Ost-West-Begegnungsstätte Schloss Biesdorf e.V.
Info: Öffnungszeiten der Ausstellung: Montag bis Donnerstag 9 bis 19 Uhr, Freitag 9 bis 13 Uhr. Zusätzlich am Pfingstsonntag und -montag von 13 bis 18 Uhr.
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