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Berliner Zeitung, 26.02.2001
Das Dach ist wieder dicht
Initiative stoppt weiteren Verfall des Schlosses Biesdorf / Firmen spendeten mehr als 100.000 Mark
BIESDORF - Apotheken spendeten Geld, der Marzahn-Hellersdorfer Wirtschaftskreis gab 12.000 Mark vom Erlös einer Tombola, Baufirmen haben Leistungen in Höhe von 90.000 Mark zugesagt. - In einer einzigartigen Initiative haben sich engagierte Leute zusammengetan, um das marode Biesdorfer Schloss zu retten.
"Ende des Jahres wird es uns zumindest gelungen sein, den Verfall zu stoppen", sagt Günter Peters. Der Vorsitzende des Fördervereins für das Bezirksmuseum ist einer der Initiatoren. "Biesdorf braucht sein Schloss" - unter diesem Motto hatten im vergangenen September der Förderverein, der Marzahn-Hellersdorfer Wirtschaftskreis und der Verein Ball e.V. gemeinsam ein Sofortprogramm zur Rettung des einstigen Sitzes der Familie Siemens gestartet. Mit Hilfe von Spenden und unentgeltlichen Leistungen von Firmen aus dem Großbezirk sind bereits das Dach und die Regenrohre ausgebessert worden. Erneuert wurden die Sanitäreinrichtungen im Erdgeschoss, Sicherungsarbeiten am Schlossturm und der gesperrten Freitreppe vollendet. In diesem Jahr sollen unter anderem Rohrleitungen und Fenster ausgetauscht werden.
Es sind punktuelle Verbesserungen, das Problem lösen sie nicht. Die unter Denkmalschutz stehende spätklassizistische Turmvilla an der B1/5 ist ein Sanierungsfall. 20 Millionen Mark sind nötig, das 1867/68 erbaute Schloss zu retten.
160.000 Gäste seit 1994
Das Biesdorfer Schloss wird seit 1994 als soziokulturelles Zentrum von BALL e.V. genutzt und zählte seitdem mehr als 160.000 Gäste. Künftig soll es als Ost-West-Begegnungsstätte dienen. Die denkmalgerechte Sanierung des Schlosses soll eine private Stiftung übernehmen, sagt Günter Peters. "Wir hoffen, dass diese noch in diesem Jahr gegründet werden kann." Zu den Stiftungsinitiatoren zählen neben Peters auch der frühere Marzahner Bürgermeister Harald Buttler und der Abgeordnete Norbert Eyck, Vorsitzender der CDU-Mittelstandsvereinigung. Peters fordert die öffentliche Hand auf, sich für das Schloss zu engagieren: "Das ist ihre Pflicht als Eigentümer." Einen Kauf des Gebäudes haben die Stiftungsinitiatoren nicht vorgesehen.
Bürgermeister Uwe Klett (PDS) hält die Idee "für die bisher beste zum Schloss Biesdorf". Allerdings müssten alle Beteiligten, einschließlich der öffentlichen Hand, ihre Ziele und Anteile am Projekt "noch klarer definieren". In den nächsten Wochen soll es dazu Gespräche des Bezirksamtes mit den Stiftungsinitiatoren geben.
Einer der Knackpunkte sei für ihn die Sicherung der öffentlichen Nutzung, sagt Klett. Laut Peters soll diese in der Stiftungssatzung festgeschrieben werden: "Wie bisher können im Erdgeschoss Ausstellungen, Lesungen und Konzerte durchgeführt werden, zusätzlich soll es ein gastronomisches Angebot geben."
"Die Stiftungsidee ist die bisher beste zum Schloss." Uwe Klett, Bürgermeister
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