Stiftung OST-WEST-BEGNUNGSSTÄTTE Schloss Biesdorf e.V.
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Stiftung OST-WEST-BEGEGNUNGSSTÄTTE Schloss Biesdorf e.V.

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Entwurfszeichnung Schloss Biesdorf auf Pergament aus dem Jahr 1903

Denkmalensemble Schloss und Park Biesdorf

Schloss Biesdorf - Kultur- und Naturerbe

Als besonders wertvolles Ensemble der Bau- und Gartenkunst bereichern Schloss und Park Biesdorf die Denkmallandschaft Berlins und des Bezirkes Marzahn-Hellersdorf in überzeugender Schönheit mit einer der schönsten Parkanlagen in unserer Bundeshauptstadt. Zugleich stellen Schloss Biesdorf und der Landschaftspark bau- und gartenhistorisch, sozial- und kulturgeschichtlich ein Kleinod dar, das als Denkmalensemble insgesamt, aber auch als Baudenkmal und Gartendenkmal unter Schutz gestellt ist. Dieses imposante Monument des Spätklassizismus ist ein wichtiges Kultur- und Naturerbe.

Kulturerbe: Baudenkmal Schloss Biesdorf

An italienische Vorbildern orientiert, war durch Schinkel, Stüler, Persius, Hesse, Hitzig u.a. ein Villenstil entwickelt worden, der durch das bewusste malerische Wechselspiele zwischen Architektur und Giebelfronten, Pergolen und Loggien, wie auch deren klassisch strenge architektonische Ordnung und Proportionen - meisterlich bis ins Detail gestaltet - , das gab dem Gebäude eine ausgewogene, anmutige Wirkung nach allen Seiten. Auch die innere Raumgestaltung entsprach diesem Villentyp. Viele Architekten und Baumeister der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts standen in der Tradition der späten Schinkelschule, darunter Martin Gropius (1824-1880) und Heino Schmieden (1835-1913). Als Architekt der schlossartigen Turmvilla mit einem rötlich eingefärbten Putz aus Romanzement ist der mit dem Architekten Martin Gropius assoziierte Königliche Baurat Heino Schmieden überliefert.

Die herrschaftliche Villa wurde 1867/1868 auf der Nordseite des Angers (Barnimer Hangkante) gegenüber dem südlich befindlichen Gutshof vom Gutsbesitzer Hans Herrmann Freiherr von Rüxleben errichtet, verbunden mit der Anlage eines Landschaftsparks von 4 Hektar. Zur Hochzeit des Freiherren von Rüxleben mit Anna Pauline Griebenow am 03.05.1868 wurde das Schloss Biesdorf 1868 fertig gestellt. Die historisch übermittelten Rohbaukosten in Höhe von 240.000 Mark wurden von der Schwiegermutter, der reichen Witwe Griebenow bezahlt. Rüxleben verspielte Haus und Hof und verkaufte 1887 für 1.340.000 Mark an Baron Günther von Bültzingslöwen (1838 - 1889). Der nicht gelungene Anbau von Zuckerrüben auf den Feldern des Gutes Biesdorf brachte erhebliche Verluste für Bültzingslöwen. Er musste an Werner von Siemens (1816-1892) verkaufen, der ihm ein Darlehen von 200.000 Mark gewährt hatte. Zur Sicherung erwarb er am 17. Februar 1887den Biesdorfer Besitz in Höhe von 1.200.000 Mark. Werner von Siemens übergab es 1889 an seinen Sohn Wilhelm von Siemens (1855 - 1919).

Die Familie Wilhelm und Elly von Siemens bewohnten mit ihrem Sohn Wilhelm Ferdinand (*1885) und ihrer in Biesdorf 1888 geborenen Tochter Mathilde Eleonore Eveline die Villa Siemens. Sie ließen neben notwendigen Reparaturen zwei bauliche Veränderungen durch den Königlichen Baumeister Astfalk vornehmen: Die südliche Loggia und der Balkon wurden verbreitert, an der östlichen Loggia erstand eine Freitreppe zum Park.

Seit 1922 bereits verpachtet, verkaufte die Familie Siemens 1927 das gesamte Gut inklusive Park und Schloss an die Stadt Berlin für einen Kaufpreis von 6.000.000 Mark. Unterschiedliche Nutzungen der herrschaftlichen Villa waren nun die Folge: Ausbau von Wohnungen 1918/1919 im Dach- und Obergeschoss, Unterbringung der Polizeidienststelle 1920 im Erdgeschoss und der NSDAP-Ortsgruppe im Obergeschoss nach 1933. Diese Nutzungen hatten viele Änderungen in allen Geschossen zur Folge und dadurch nahm der bauliche Verfall während der Zeit bis 1945 von Jahr zu Jahr zu.

Das Schloss Biesdorf wurde nach Aussagen von Zeitzeugen durch eine Brandorgie der Nazis am 21./22. April 1945 vernichtet. Die verbrannten Decken und der Dachstuhl .aus Holz stürzten ein, einschließlich von Teilen des Mauerwerkes des Obergeschosses. Übrig blieb eine ausgebrannte nicht zu nutzende Ruine. Auf Veranlassung der Sowjetischen Militäradministration (SMAD) im Zusammenhang mit der Anlage eines Notfriedhofes für die Beisetzung von gefallenen Rotarmisten im Bereich des Schlossparks wurde 1946 eine schnelle, provisorische Reparatur der Schlossruine nach Plänen des Architekten Hassenteufel durchgeführt. Dabei wurde das Obergeschoss abgetragen und das Erdgeschoss durch Einziehen von aus Ruinen geborgenen Stahlträgern sowie Eisenbahnschienen nutzbar gemacht. Durch die provisorischen Decken reduzierten sich die Raumhöhen im Erdgeschoss. Das Notdach aus Holz erhielt eine doppelte Lage Pappe. So wurde zuerst der Saal fertig gestellt als Feierhalle sowie weitere Räumlichkeiten. Seitdem sind alle Fensteröffnungen überschnitten und im Oberteil zugemauert. Das ehemalige Gurtgesims bildet seitdem die Traufe des flach geneigten Notdaches.

Bis zum Jahre 2000 dauerte der bauliche Verfall des Schlosses, der in der Weimarer Zeit begann und unter dem Naziregime andauerte, fortgesetzt in der DDR-Zeit und in den ersten 10 Jahren in der BRD. Das Schloss Biesdorf wurde nach der Beendigung der Umbettung der 471 Kriegstoten der Roten Armee 1958 durch den Bezirk Lichtenberg als Dorfclub, danach als Kreiskulturhaus und ab 1979 als Kreiskulturhaus Marzahn mit einem breit gefächerten Kulturangebot bis 1990 genutzt. Alle Bemühungen zum Wiederaufbau des Schlosses Biesdorf scheiterten trotz vorhandener Planungen des Institutes für Denkmalpflege - Arbeitsstelle Berlin und einer "Denkmalpflegerischen Zielstellung für das Kulturhaus Schloss Biesdorf vom 14. Mai 1984".

Nach der Wiedervereinigung wurden große Anstrengungen vom Senat unternommen, um die Bau- und Gartendenkmale in den östlichen Bezirken zu erhalten und zu restaurieren. Dazu gehörten auch das Schloss Biesdorf und sein Landschaftspark. Beim Schloss wurde nur die Turmkuppel vom Dezember 1991 bis zum Juli 1992 mit einem Kostenaufwand von ca. 400.000 DM restauriert. Aufgrund einer Kostenermittlung von 20.000.000 DM für den Wiederaufbau des Schlosses Biesdorf durch das Hochbauamt Marzahn wurde das Vorhaben in den Investitionsplan 1992 bis 1996 des Landes Berlin am 16.10.1991 aufgenommen. Da der Bezirk Marzahn im Mai 1993 mit einem neuen Bedarfsprogramm 43.567.000 DM für die Investitionsmaßnahme forderte, wurde das Vorhaben vom Senat aus dem Investitionsplan gestrichen. Dadurch wurde der bauliche Verfall des seit 21.09.1977 denkmalgeschützten Schlosses fortgesetzt.

Das Ringen um die Erhaltung des Schlosses Biesdorf begann 1998 mit den Vorbereitungen auf das 625. Jubiläum 2000 von Biesdorf durch den Heimatverein, den Marzahn-Hellersdorfer Wirtschaftskreis e.V. und den BALL e.V. als Nutzer des Schlosses. Daraus entwickelte sich ein Sofortprogramm unter dem Motto "Biesdorf braucht sein Schloss". Im Ergebnis dieser Initiative wurden Geld-, Sach- und Bauleistungen im Wert von 154.684,12 DM (77.342,06 €) gespendet. Damit wurden dringende Reparaturen wie Dach-, Klempner- und Tischlerarbeiten durchgeführt sowie die Toilettenanlagen erneuert. So wurde der weitere bauliche Verfall gestoppt.

Das Interesse an der Geschichte des Ortes wuchs in den Schulen, bei den Einwohnern, den Parteien, der Wirtschaft und den Vereinen. Ebenso nahmen die kritischen Stimmen zum Verfall des Schlosses Biesdorf zu. Die Biesdorfer Lehrerin Monika Berndt drückte ihre Freude über den seit 1991 durch das Landesdenkmalamt und die Mitarbeiter des Natur- und Umweltamtes restaurierten Schlosspark aus. Zugleich sah sie mit Besorgnis den weiteren Verfall des Schlosses und vermutete, dass es nicht mehr zu retten sei, wenn nicht Hilfe kommt. Sie schrieb am 23. März 2000 einen Brief an den Bundespräsidenten Johannes Rau im Schloss Bellevue, der zugleich auch Schirmherr der Deutschen Stiftung Denkmalschutz war, und bat ihn, das Schloss Biesdorf vor der Vernichtung zu bewahren. Es war die "richtige Adresse". Die Deutsche Stiftung Denkmalschutz (DSD) nahm aufgrund einer Bitte des Bundespräsidenten am 07.08.2000 Kontakt mit den Initiatoren zur Gründung der "Stiftung OST-WEST-BEGEGNUNGSSTÄTTE Schloss Biesdorf e.V." auf und übergab die Förderrichtlinien der DSD. Am 30.05.2001 reichte die in Gründung befindliche Stiftung den Antrag für die Fördermittel zur denkmalgerechte Restaurierung des Portikus an der Westseite (Säulenvorhalle) in Höhe von 60.000 € ein, verbunden mit der Zusage der Kofinanzierung durch das Bezirksamt Marzahn-Hellersdorf. Der Zuwendungsbescheid des Bezirksamtes wurde am 17.07.2002 und der Fördervertrag der Deutschen Stiftung Denkmalschutz wurde am 28.08.2002 der Stiftung OST-WEST-BEGEGNUNGSSTÄTTE Schloss Biesdorf e.V. übergeben.

Die denkmalgerechte Restaurierung des Schlosses (Außenhülle) begann am 11.11.2002 mit dem Portikus - Eingangshalle. Dann folgten die Bauabschnitte Ostseite, Südseite, Schlossturm mit Aussichtsplattform, Westseite und wurde am 22.06.2007 mit der Nordseite abgeschlossen. Damit wurde der historische Zustand des Schlosses - ohne das im April 1945 zerstörte Obergeschoss - in gueter Qualität kosten- und termingerecht wieder sichtbar. Während der Bauzeit arbeiteten insgesamt 21 Firmen mit zeitweilig 62 Beschäftigten, darunter 7 Frauen, auf der Baustelle. Die Unternehmen waren ansässig in Berlin 16, in Brandenburg 4 und in Sachsen 1. Auf der Baustelle Schloss Biesdorf wurden 9 Lehrlinge ausgebildet, darunter der 1. Preisträger im Bundeswettbewerb 2005 im Metall- und Glockenbau Mario Spieß von der Kunstgießerei Borchardt Stüdenitz (Brandenburg).

Bereits vor den Bauarbeiten begannen die Arbeiten an der Putzforschung. Aufgrund seiner ernormen Güte sind beim Erstputz (1867/1868) die typischen Schäden durch Umweltbelastung an Putzen gering. Schad- und Fehlstellen an der Putzfassade stammen fast ausschließlich aus Umbaumaßnahmen und von den Folgen der Brandschäden und der darauf folgenden Arbeiten. Putztypische Verwitterungsschäden aus Schwefeldioxidbelastungen in der Luft sind an diesem Putz nicht aufgetreten. Die Deutsche Bundesstiftung Umwelt (DBU) erteilte der Stiftung OST-WEST-BEGEGNUNGSSTÄTTE Schloss Biesdorf e.V. den Forschungsauftrag "Modellvorhaben eingefärbte Edelputze". Bei den Arbeiten am Schloss wurden auch vorgefertigte Elemente für Decken und am Schlossturm eingesetzt sowie das Bauen im Winter genutzt. Das führte zur Verkürzung der Bauzeiten und Senkung der Baukosten.

Bereits am Tag des offenen Denkmals am 09.09.2006 wurden die Hauptarbeiten mit der Fertigstellung des Schlossturmes in Anwesenheit des Regierenden Bürgermeisters von Berlin, Herrn Klaus Wowereit, und des Vorsitzenden der Deutschen Stiftung Denkmalschutz, Herrn Prof. Dr. Gottfried Kiesow, beendet. Am Portikus sind Tafeln mit einem Dank für die Unterstützung der Stiftung OST-WEST-BEGEGNUNGSSTÄTTE Schloss Biesdorf e.V. durch Förderer, Sponsoren und Unternehmen mit ihren Beschäftigten angebracht. Damit wurde die denkmalgerechte Restaurierung des Schlosses Biesdorf (Außenhülle) abgeschlossen. Der Auftrag des Landes Berlin, vertreten durch das Bezirksamt Marzahn-Hellersdorf von Berlin an die Stiftung OST-WEST-BEGEGNUNGSSTÄTTE Schloss Biesdorf e.V. vom 28.03.2002 und vom 10.05.2003 ist damit erfüllt.

Das Schloss Biesdorf hat im Laufe seiner fast 140jährigen Geschichte unterschiedlichste Nutzungen erfahren. Die Aufgabe für das 21. Jahrhundert ist es, aus der herrschaftlichen Turmvilla eine öffentliche Begegnungsstätte mit Mehrzwecknutzung zu schaffen.1

1 Anhang: Zur Analyse und Nachstellung des historischen Putzes
Die Analyse des historischen Putzes, der an den verbliebenen Fassadenflächen nach Zerstörung und Abtragung des Obergeschosses in Krieg zu 80% erhalten blieb, ergab eine Mörtelmischung, die in ihren Bestandteilen im Wesentlichen aus Romanzement, Weißkalkhydrat, Hochoffenschlacke, Hämalit (Roteisenstein) und Sand besteht. Der Bindemittelanteil liegt bei 30%. Die gewollte Rotfärbung rührt aus der eisenoxidhaltigen Hochofenschlacke und dem Hämatit. Der Putz weist umfassend Betonqualitäten auf und übersteigt in seinen Kennwerten die Anforderungen an heutige Außenputze. Die Nachstellung wurde durch mehrfache Proben erreicht durch die Mischung aus Hochofenzement als Bindemittel, eine Mischung aus zwei Sanden (Sand 0-2 mm nach DIN 4226 und Grubensand) als Zuschlag und Methylzellulose als Zusatzmittel. Dieser Mörtel erreichte die besten und dem Originalputz am ehesten entsprechenden Ergebnisse. Die eigenwillige Färbung des Putzes wurde durch Zusatz von zementbeständigen Eisenoxiden erreicht. Die Ergebnisse wurden bei der Restaurierung des Schlosses angewandt bei gleichzeitiger Erhaltung des historischen Putzes. Die Empfehlung der Einrichtung der Frauenhofer Institute nach Verwendungsprüfung sind die Anwendung bei denkmalgeschützten Bauten und Gebäuden mit hohen Ansprüchen an den Putz (Festigkeit).

Naturerbe: Landschaftspark - Gartendenkmal

Den Grundstein für das heutige Denkmalensemble Schloss und Park Biesdorf legte 1867 Hans Hermann von Rüxleben, indem er nördlich des Dorfangers auf dem hügelig ansteigenden Gelände des Rittergutes eine spätklassizistische Turmvilla errichten ließ. Zeltgleich entstand ein vier Hektar großer landschaftlich gestalteter Park mit einem Eiskeller.

Nachdem Werner Siemens 1887 die Gutsanlage erworben hatte, ließ er die Villa durch den königlichen Baumeister Theodor Astfalck sanieren. Nun erhielt die Terrasse an der Ostfassade eine für die Villenarchitektur jener Zeit unverzichtbare repräsentative Freitreppe als verbindendes Element von Architektur und Parkgestaltung mit dem Pleasuregrund. Zwei Jahre später übernahm sein Sohn Wilhelm von Siemens den Besitz und erweiterte den Park nach Norden um zusätzlich zehn Hektar, so dass dieser bis an die 1863 erbaute Linie der Königlichen Ostbahn heranreichte. Mit der Parkgestaltung, beauftragte er den Gartenarchitekten Albert Brodersen (1857-1930), den späteren dritten Stadtgartendirektor Berlins, der den unter von Rüxleben entstandenen Gartenteil in seine Parkschöpfung einbezog.

Den südlichen Charakter der Villa unterstrich Brodersen durch grüne Spaliere im Sockelbereich, Aristolochia berankte an Spanndrähten den Eckturm, zwei Pyramideneichen rahmten das Risalit und die Freitreppe flankierten zwei pyramidal wachsende Scheinzypressen. 'Vor der zum Park gelegenen Hauptschauseite der Villa legte er nach englischem Vorbild einen Pleasureground an, einen kleinen mit Blumenarrangements ausgestatteten Sondergarten im landschaftlichen Stil. Diese ästhetisch gestaltete Gartenpartie durchzogen Wege in sanften Schwüngen, den gepflegten Rasen umgab eine saumförmige Bepflanzung. Natürliche, dem spannungsvoll modellierten Gelände angepasste Wege leiteten in den Landschaftspark über. Sichtachsen ließen den Park in seiner Tiefe erlebbar werden, insbesondere das Schloss bildete den gestalterischen Bezugspunkt vieler Blickbeziehungen. Aussichtspunkte und Wegekreuze markierte Brodersen vorzugsweise durch Baum bestandene Rondells. Als Raum bildendes und verbindendes Element legte er eine Lindenallee als Zufahrt zum Schloss und von dort weiterführend Richtung Bahnhof an. Den abschließenden Blickpunkt der Allee und Grundstücksgrenze im Norden stellte ein schmiedeeisernes Jugendstiltor mit Pfeilern aus rotem Mainsandstein des Architekten Paul Henschel dar.

Parkarchitekturen und Gartenmobiliar bereicherten all 1900 die Anlage. Zunächst erhielt der von Brodersen in seine Gesamtkonzeption integrierte Eiskeller - bisher ein reiner Funktionsbau - nach Entwürfen Paul Henschels einen Anbau im Norden sowie eine geschwungene zweiläufige Treppenanlage aus ebenfalls rotem Mainsandstein. Verziert mit 12 Kugelaufsätzen führte sie zu einem mit Schatten spendenden Linden rondellartig bepflanzten Aussichtsplateau. In der Hauptblickrichtung - dem Eiskeller gegenüber - lag der zur gleichen Zeit hinzugekommene künstliche Teich. Brodersen verband hier in geschicktester Weise funktionelle Ansprüche mit gestalterischen Möglichkeiten. Während das Eis des Teiches zur Kühlung der Vorräte diente, verlieh der Spiegeleffekt seines Wassers dem Park einen besonderen Reiz. Am nördlichen Teichufer in einem Eichenrondell fand ein Parasol Aufstellung. Im Zusammenhang dieser Maßnahmen wurde nordwestlich der Villa ein von doppelt geführten Hainbuchenhecken umgebener Lawn-Tennisplatz sowie ein kleiner Rosen- und Obstgarten geschaffen, gegliedert durch einen einzigartigen Teepavillon aus Knüppelholz.

Die Stadt Berlin übergab den Park 1928, ein Jahr nach dem Erwerb des Siemensschen Besitzes, der Öffentlichkeit. Schon in den dreißiger Jahren haben im Biesdorfer Schlosspark über tausend Vogelpaare genistet. Diese zahlreichen Vogelansiedlungen haben dem Park großen Nutzen gebracht und es gab über 60 Brutkästen. Eine spürbare Einschränkung des Parks gab es nach dem Kriegsende durch den Erlass der Sowjetischen Militäradministration zur Anlage eines Notfriedhofs. Das ca. 7 Hektar große Areal umgab eine hohe Klinkermauer, die unter Verwendung von Abbruchmaterial des Schlosses errichtet wurde. Reste dieser Friedhofsmauer verlaufen entlang der Zufahrt zum Schloss von der Bundesstraße 1/5. Die Umbettung der 471 Kriegstoten auf den neu angelegten Soldatenfriedhof der Roten Armee auf dem Parkfriedhof Marzahn erfolgte 07.11.1958 (Einweihung). Weitere Schäden am Baumbestand entstanden durch Abholzen für Feuerungszwecke während der Nachkriegszeit.

Bereits Mitte der 50er Jahre hatte der Gartenarchitekt Johannes Mielenz ein Konzept für eine Neugestaltung als Volkspark vorgelegt. An Freizeiteinrichtungen entstanden nach diesen eine Freilichtbühne mit Bühne und Sanitärgebäude, ein - seit 1980 funktionsuntüchtiges - Jugendschwimmbecken sowie ein Verkehrsgarten. Der spätere Einbau eines Indianerspielplatzes erfolgte nach Entwürfen des Gartenarchitekten Beimler (1974/1978). Auf der Grundlage des 1975 beschlossenen "Denkmalschutzgesetzes der DDR" wurde auf Beschluss des Magistrates von Berlin das Denkmalensemble Schloss und Park Biesdorf am 21.09.1977 in die Denkmalliste aufgenommen. Nach der festgelegten denkmalpflegerischen Zielsetzung konnte 1984 mit einzelnen Wiederherstellungsmaßnahmen im Park begonnen werden.

Seit der Vereinigung stellt sich die Berliner Gartendenkmalpflege mit großem Engagement den hinzugekommenen vielfältigen Aufgaben im Ostteil der Stadt. Dem Biesdorfer Schlosspark wurde dabei aufgrund seines Denkmalwertes oberste Priorität zuerkannt. Die Arbeiten zur Rückgewinnung der historischen Parkanlage von Albert Brodersen wurden nach dem Parkpflege- und Entwicklungsplan Landesdenkmalamt/Gartendenkmalpflege bis zum Jahr 2000 durchgeführt. Zu den gartendenkmalpflegerischen Maßnahmen, die unter Federführung von Herrn Dr. Klaus von Krosigk und Herrn Josef Batzhuber realisiert werden konnten, zählt die behutsame Auslichtung und Verjüngung der Gehölze sowie deren Bestandspflege und Ergänzung des Altbaumbestandes durch gleiche Art und Gattung an den historischen Standorten. Schrittweise erfolgte die Neupflanzung von Großgehölzen, Blütensträuchern und Bodendeckern. Die alte Wegeführung wurde wieder hergestellt.

Eine bis zum Bezirksdenkmaltag Marzahn 1998 nordwestlich des Schlosses reichende, 5.000 m² große unattraktive Fläche, die infolgedessen auch gering genutzt wurde, entwickelte sich zu einem zusätzlichen Anziehungspunkt. Der in seinen überlieferten Formen angelegte Lawn-Tennisplatz, ausgestattet mit zehn bequemen Sitzbänken im Schutze der Raum bildenden Heckenwände, dient heute als Liegewiese und Lesegarten. Ebenso zurückgewonnen werden konnte der kleine Rosen- und Obstgarten. Als herausragender Blickfang prägt und verknüpft das mit den ursprünglichen Materialien - Robinien- und Birkenholz - detailgetreu restaurierte Teehaus, in seiner Funktion als Gartensitzplatz und Lesepavillon, die Gartenbereiche. Die Hölzer für den in traditioneller Zimmermannskunst errichteten Teepavillon konnten nach historischen Fotos im Forst der kirchlichen Waldgemeinschaft Fürstenwalde ausgewählt und geschlagen werden. Als Kompromiss zu der einstigen Dachdeckung mit Holzschindeln wurden Biberschwänze gewählt. Auch ein Abguss einer Büste von Werner von Siemens wurde auf dem Eiskellerhang auf der originalen Sandsteinstele aufgestellt. Durch die Tätigkeit der Mitarbeiter des Natur- und Grünflachenamtes, unterstützt von Gartendenkmalpflege des Landesdenkmalamtes Berlin, erhielt der Park von 1990 bis heute sein historisches Gesicht zurück. Dieses einzigartige Gartendenkmal in Berlin verdient Respekt.

Das Denkmalensemble Schloss und Landschaftspark Biesdorf bieten nicht nur Menschen Lebensraum, sonders auch Tieren, Bäumen und Pflanzen. Es ist ein gutes Beispiel für das Leben im und mit dem Denkmal. Für die denkmalpflegerische - touristische Nutzung gilt das Ziel Wiederentdeckung des Kultur- und Naturerbes. Dazu gehört die Bewahrung der biologischen Vielfalt aus Sicht des Naturschutzes. Natur- und Denkmalschutz können das Einzigartige und Unverwechselbare des Denkmalensembles herausstellen und vermitteln. Das schafft Identität und Heimatgefühle.

Der Landschaftspark Biesdorf hat eine Größe von 141.060 m², davon 63.047 m² Gebrauchsrasen, 23.180 m² Wiesen, 24.617 m² Zier- und Decksträucher, südlich und nördlich des Schlosses angelegte Rosenbeete schmucken das Ensemble, 4.569 m² Baumbestandsflächen, 1.020 m² Wasserflächen (Teich) sowie 12.023 m² wassergebundene und 3.361 m² bituminöse Wegeflächen.

Gegenwärtig gibt es 1.535 Bäume im Park, darunter 364 Eichen, 327 Linden, 301 Ahornbäume und 241 Rotbuchen, Hainbuchen, 84 Eschen, 71 Kastanien und 61 Ulmen. Naturdenkmale sind die 25 Meter hohe, 120jährige Zerreiche (Standort: westlich der Parkbühne) mit einem Stammumfang von 2,80 Meter und einem Kronendurchmesser von 25 Metern. Ebenfalls ist die 120jährige Rotbuche (Standort: südöstlich der Parkbühne) als Naturdenkmal ausgewiesen. Sie hat eine Höhe von 20 Metern mit einem Stammumfang von 3,50 Meter und einem Kronendurchmesser von 25 Metern. Die unter Schutz stehende Zerreiche und die die Rotbuche sind die ältesten Bäume im Schlosspark und sie fallen durch ihre Seltenheit und Schönheit auf. Weitere besondere Baumarten sind der 70jährige Zürgelbaum, der 40jährige Urweltmammutbaum und der 40jährige Tulpenbaum.

Die Bewahrung der biologischen Vielfalt spielt beim Denkmalensemble Schloss und Landschaftspark eine große Rolle. Von besonderer Bedeutung sind die einheimischen Brutvögel. Es sind 39 Brutvogelarten nachgewiesen. Allein drei Spechtarten - Buntspecht, Grünspecht und Kleinspecht - sind im Schlosspark als Brutvögel und Höhlenbauer für andere Brutvögel tätig. Im Gehölzunterwuchs nisten Mönchsgrasmücke, Gartengrasmücke, Gelbspötter und Heckenbraunelle. Die Klappergrasmücke bevorzugt Bäume mit dichter Vegetation und die Schwanzmeise baut im dornigen Unterwuchs. Die Waldlaubsänger sind im lichten Unterwuchs in Bodennähe zu finden. Der Kleiber ist auf Alt-Baumbeständen mit Baumhöhlen angewiesen. Am Teich ist in manchen Jahren auch die Stockente als Brutvogel anzutreffen. Es wurden neben den natürlichen Brutplätzen 78 künstliche Nisthilfen für Singvögel geschaffen. Nach Bundesnaturschutzgesetz vom 21. Juni 2005 sind von den 39 Arten der Brutvögel im Landschaftspark Biesdorf 36 Arten besonders geschützt. Der Mäusebussard, der Kleinspecht und der Eisvogel (brütet bisher nicht im Park) sind streng geschützt. Auf der "Roten Liste Deutschland" stehen der Gartenrotschwanz, der Grünspecht, die Gartengrasmücke, der Feldsperling und der Haussperling. Auf der "Roten Liste Berlin" befinden sich weiter der Zilpzalp, der Grauschnäpper, der Gelbspötter und die Gartengrasmücke. Nach dem Bundesnaturschutzgesetz vom 21. Juni 2005 (BGBL 1818) sind auch die Fledermäuse (Säugetiere), so auch die im Landschaftspark vorkommenden Arten Großer Abendsegler, Kleiner Abendsegler, Mausohr, Braunes Langohr, Zwergfledermaus und Rauhautfledermaus, streng geschützt. Sie sind auch aufgelistet in der Flora-Fauna-Habitat-Richtlinie (FFH) vom 21. Mai 1992. Alle Fledermausarten sind in der "Roten Liste Deutschland" 1998/2002 und in der "Roten Liste Berlin" 2003/2004 enthalten. Danach ist der Kleine Abendsegler "extrem selten". Die anderen Arten gelten als stark gefährdet oder gefährdet. Dies gilt auch für die Amphibien - die Erdkröte, den Teichfrosch und den Moorfrosch.

Der Lebensraum des Denkmalensembles Schloss und Landschaftspark bietet Lebensraum für Tiere, Bäume und Pflanzen. Es demonstriert in vorbildlicher Weise die Vereinbarkeit von Artenschutz und Gebäudeschutz. Durch Unterstützung des Landesdenkmalamtes und die Tätigkeit der Mitarbeiter des Natur- und Umweltamtes Marzahn-Hellersdorf ist der Park in seiner überwältigenden Schönheit täglich erlebbar.

Der Landschaftspark Biesdorf erhält zum 150. Geburtstag des Gartenarchitekten Albert Brodersen am 06.11.2007 sein historisches Antlitz zurück. Dieses einzigartige Gartendenkmal gehört zum Naturerbe der Bundeshauptstadt Berlin.

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